Spital hadert mit Lehrstellen-Aus für Asylwerber

Klinik Diakonissen sucht Gastro-Lehrlinge. Beworben hat sich ein Asylwerber, dessen Akt aber derzeit nicht bearbeitet werden darf.

Mit rund 300 Menüs pro Tag zählt die Gemeinschaftsküche in der Klinik Diakonissen in Schladming gastronomisch zu den großen Betrieben im Bezirk. Um ausreichend qualifiziertes Personal zu haben, gibt es sieben Lehrstellen für Köche und Gastronomiefachkräfte.

„In den vergangenen Jahren wurde es immer schwieriger, Lehrlinge zu kriegen“, schildert Verwaltungsleiter Hannes Stickler die Situation. Nach einem Erlass des Sozialministeriums 2012, dass Lehrstellen in Mängelberufen mit Asylwerbern besetzt werden können, wurde 2016 eine Asylwerberin aus dem Irak als Lehrling aufgenommen. Hannes Stickler: „Abgesehen von anfänglichen Herausforderungen durch die kulturellen Unterschiede war das eine sehr gute Erfahrung.“

Mittlerweile hat ein zweiter Asylwerber aus dem Iran eine Lehre als Betriebselektriker begonnen. Beide haben mittlerweile auch die erste Klasse der Berufsschule erfolgreich absolviert, mit beiden sei man sehr zufrieden.

Jetzt habe man einen dritten Asylwerber gefunden, der gerne eine Lehre beginnen würde und der auch dringend gebraucht würde. Trotzdem kann der junge Mann seine Lehre nicht beginnen. Hannes Stickler: „Es gibt einen Erlass, dass Akte von Asylwerbern aktuell nicht bearbeitet werden dürfen, damit ist es auch nicht möglich, vom AMS eine Beschäftigungsbewilligung für den Lehrling zu bekommen.“

Nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für die Klinik Diakonissen ist das ein schwerer Schlag. „Wir brauchen wirklich dringend Köche und Restaurantfachkräfte“, appelliert Hannes Stickler.

Natürlich habe die ganze Angelegenheit neben den wirtschaftlichen Notwendigkeiten für die Diakonie auch noch einen wesentlichen christlichen Aspekt, betont Stickler. So sei auch die neue Direktorin der Diakonie Österreich, Maria Moser, gleich bei ihrer Antrittspressekonferenz beim Thema Lehre für Asylwerber mit der Regierung hart ins Gericht gegangen. Maria Moser: „Es ist eine bodenlose Enttäuschung und aus unserer Sicht auch pure Ideologie. Das ist eine neue Qualität, es schadet Österreich und es schadet der Wirtschaft.“

Dem Arbeitsmarktservice im Bezirk könne man in dieser Sache keinen Vorwurf machen, betont Stickler. Man arbeite sehr gut zusammen, aber aktuell seien dem AMS durch den Erlass die Hände gebunden.

Text: Kleine Zeitung vom 19. September 2019

 

Foto: Klinik Diakonissen Schladming