28 Mrz „Abwarten und zusehen ist der falsche Zugang“
Persönliche Überlegungen mögen im einen oder anderen Fall dagegensprechen. Wie etwa ein weiterer Weg zur Arbeit oder ein Gefühl der Ungewissheit, das natürlich vorhanden ist, wenn Veränderungen in der Struktur anstehen und ein räumlich neuer Arbeitsplatz mit der Inbetriebnahme des Leitspitals im Jahr 2025 zu erwarten ist. Die Pflegedirektorinnen des Spitalsverbundes Rottenmann-Bad Aussee und der Klinik Diakonissen Schladming zeigen viel Verständnis für diese Bedenken, betonen aber, dass für sie und alle Pflegekräfte immer das Wohl der Patientinnen und Patienten an oberster Stelle steht. Und das ist aus ihrer Sicht nur mit einem neuen Leitspital, an dem die Kräfte gebündelt werden, für die Zukunft garantiert.
„Gerade in einem großen Bezirk wie unserem, spielen natürlich auch persönliche Umstände, wie etwa die Frage, ob der tägliche Weg zur Arbeit künftig weiter sein wird oder weniger weit, eine Rolle für die Einstellung zum Thema Leitspital. Schließlich sind auch Krankenpflegerinnen und -pfleger Menschen mit ganz normalen Sorgen, Bedürfnissen und Überlegungen. Allerdings kommt in unserem Tätigkeitsbereich eine stark ausgeprägte soziale Tangente hinzu, ansonsten würde man diesen Beruf erst gar nicht erlernen bzw. ihn nicht ein Arbeitsleben lang ausüben. Kurz gesagt bedeutet es, dass uns das Wohl unserer Patientinnen und Patienten sehr am Herzen liegt. Darüber hinaus wissen wir, dass der medizinische Fortschritt die Heilungs- und Überlebenschancen in den letzten Jahrzehnten enorm erhöht hat. Und dass die Spezialisierungen in der Medizin und in der Pflege ein ganz wesentlicher Teil dieses Fortschritts sind und damit verbunden eine höhere Versorgungsqualität für unsere Patientinnen und Patienten darstellen. Und diese Spezialisierungen funktionieren wiederum über ausreichende Fallzahlen, die es in Spitälern mit einem größeren Einzugsgebiet gibt. Des Weiteren ist zu bedenken, dass es vor allem im ländlichen Raum auch zunehmend schwieriger werden wird, gewohnt hoch qualifizierte Pflegemitarbeiterinnen und Pflegemitarbeiter zu lukrieren und mehrere kleinere Häuser schwerer mit entsprechenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu besetzen sind. Aus fachlicher Sicht spricht viel für die geplante Modernisierung der Spitalstruktur im Bezirk Liezen, wenn eine optimale medizinische und pflegerische Versorgung unserer Region angestrebt wird“, beschreibt die Pflegedirektorin des Spitalsverbundes Rottenmann-Bad Aussee, Silvia Zolda.
Und auch die Pflegedirektorin der Klinik Diakonissen Schladming, Birgit Haunschmid, betont, wie wichtig die Umsetzung des neuen Leitspitals für die optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten im Bezirk Liezen, gerade im sensiblen Bereich der Geburten ist:
„Als Pflegedirektorin kann ich sagen, dass wir in Schladming momentan noch alle Stellen in der Pflege besetzen können. Bei den Hebammen stellt sich die Situation anders dar. Es besteht nicht nur in Schladming, sondern österreichweit ein Mangel in dieser speziellen Berufsgruppe, der absehbar zu Engpässen in der kontinuierlichen Versorgung führt. Wenn ich die verschiedenen Studien und Medienberichte zum Pflegenotstand und zur Hebammensituation analysiere, dann erkenne ich jedenfalls jetzt schon einen Handlungsbedarf. Abwarten und zusehen wäre in diesem Zusammenhang der falsche Zugang. Es wird künftig mehr Pflegekräfte im mobilen und im niedergelassenen Bereich brauchen, nicht nur der Alterspyramide geschuldet. Zusätzlich dann noch drei Krankenhäuser mit vollen Diensträder – insbesondere zwei geburtshilfliche Abteilungen im Bezirk – zu besetzen, wird künftig eine kaum schaffbare Herausforderung sein.“